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Winterquartier Zypern - Teil 2: der Süden

Kennwort zum Film angucken:   Cyprus

Jetzt waren wir aber gespannt, was uns in Südzypern erwarten würde. Na ja, erst mal der Lidl. Es wurde direkt die Kreditkarte zum Glühen gebracht. Es war mal wieder schön, uns bekannte Produkte zu entdecken samt Sojamilch & Glühwein. Wie soll´s anders sein: Weihnachten hält wie in Deutschland auch auf Zypern frühzeitig Einzug. Nachdem die Campingplätze ab der Türkei – mit einer uns bekannten Ausnahme – ein kompletter Reinfall waren, wollten wir mal die hiesige Campingplatzsituation checken. Also runter an die Küste zum Governer´s Beach Camp. Auch hier gab´s fast ausschließlich nur Dauercamper, augenscheinlich alles Briten. Es war schnell klar, dass der Platz sich nicht für die Ewigkeit eignet, aber für zwei Nächte zum Wäschewaschen und Kultivieren passte es allemal.

Frisch geduscht konnte es also weiter in die Stadt gehen, sprich nach Limassol. Nach einer kurzen Fahrt entlang der dortigen Küstenstraße ward auch gleich ein wunderbarer Stellplatz gefunden. Mal was ganz anderes: Direkt am Meer mit zahlreichen Frachtschiffen und um uns herum die Skyline der Stadt. Die toll angelegte Uferpromenade führte uns in einer knappen halben Stunde zu Fuß in die Stadt. In Nicosia war der Unterschied zwischen Nord und Süd schon extrem spürbar, in Limassol so richtig. Zahlreiche Neubauprojekte säumten den Weg in die Stadt und die wohl erst kürzlich eröffnete Marina samt Luxusvillen mit eigenen Yachtanlegern machte uns schnell klar => hier ist Kohle da und das nicht zu knapp. Warum das so ist, haben wir auch in Erfahrung bringen können. Jeder, der einen Betrag x (hier schwanken die Angaben zwischen einer und zwei Millionen) in Südzypern investiert, erhält einen zypriotischen also europäischen Pass. Die Makler haben ganz offen mit „Passport-Experts“ in allen möglichen Sprachen geworben. Ist schon sehr bedenklich, dass jedem mit entsprechendem Geldbeutel – egal woher und warum– eben mal eine europäische Staatsbürgerschaft angeboten wird. Alle beworbenen Immobilien sind „luxury“. Nicht verwunderlich, gilt es doch den Betrag x für die Staatsbürgerschaft auszugeben. Da kann man mit „normalen“ Immobilien nicht punkten. Und das schlimmste ist, dass die betreffenden Immobilien nach Kauf dann häufig leer stehen und verfallen. Geht es doch nicht um die Immobilie an sich, sondern vielmehr um den Pass. Außerdem wird munter herumspekuliert und das alles an der Börse vorbei. Einen Namen dazu gibt’s auch: Forex-Trading. Kein Wunder, dass Banken ohne Ende ansässig sind. Aus der Finanzkrise wurde scheinbar 0, nix gelernt. Sehr traurig... Auch sehr auffällig in Limassol: Es sind zahlreiche Nationen vertreten. Und hier meinen wir nicht die Touristen. Die Stadt kommt wahnsinnig Multi-Kulti daher: Russen, Briten, Deutsche, Schweizer, Vietnamesen, Inder, Nepalesen, Libanesen, Israelis – alle da und noch viele mehr. Das Zusammenleben funktioniert – zumindest von außen betrachtet – sehr gut. Das alles hat schon ein besonderes Flair, wenigstens ein Vorzug aus den ganzen komischen Geschäften. Sicherlich sind die alle irgendwie legal, aber trotzdem mit fadem Beigeschmack.

Es sollte auch noch mal ein Anlauf gestartet werden, Frank´s Handy reparieren zu lassen. Der gefundene Shop meinte: Kein Problem! Kennen wir ja schon, aber ein Versuch ist es Wert zumal der Preis auch günstiger als in der Türkei war. In zwei Wochen sollten die Ersatzteile da sein. Nun denn, wir werden sehen.

 

Nächster Plan: Die Sehenswürdigkeiten rund um Limassol entdecken und bei der Gelegenheit nach einem neuen Stellplatz Ausschau halten. Das Naturschutzgebiet Akrotiri mit Salzsee & Flamingos hörte sich da recht Verheißungsvoll an. Also hingefahren und im dortigen Informationszentrum mit Ferngläser auf die vielen, vielen Flamingos geglotzt. Nur zum Übernachten war´s dank der britischen Militärbasis samt Düsenjets nichts. Na gut, dann versuchen wir´s halt woanders – der Tag ist ja noch jung. Die mittelalterliche Burg Kolossi und die archäologische Stätte Kourion lagen in nicht allzu weiter Entfernung. Von der Burg stand eigentlich nur noch ein Turm, der aber sehr schön restauriert war. Sicher kein Highlight, aber allemal sehenswert. Kourion hatte im Vergleich einiges mehr zu bieten, nicht umsonst steht im Reiseführer, dass das eine der eindrucksvollsten Ausgrabungen Südzyperns ist. Es gab dort toll erhaltene Mosaike zu sehen und das Theater durfte natürlich auch nicht fehlen. Das Beste war allerdings der fantastische Blick über´s Meer. Und siehe da, ein Stellplatz unterhalb der Ausgrabungen am Strand wurde auch entdeckt. Das trifft sich ja gut.

In Kourion sollten sich auch erst mal der Weg von Wiebke, Jojo & Kjell und uns trennen. Wir hatten schon die ganze Zeit gewitzelt, wer wem dem Peilsender angebracht hat. Sind wir doch die ganze Zeit geplant oder ungeplant immer wieder aufeinandergetroffen. Das machte aber auch nichts; ganz im Gegenteil: Mit so netten Menschen ist man doch gerne zusammen. Und Wiedersehen macht ja bekanntlich Freude und ein Wiedersehen ist bei der Inselgröße eh unvermeidbar. So führte uns der Weg immer an der Küste entlang nach Larnaka. Auch dort gab´s einen Salzsee mit angeblichen Flamingos zu besichtigen, aber die Flamingos hockten wohl alle am anderen Salzsee in Akrotiri. Egal, die Flamingos in Akrotiri hatten wir ja schon. Dafür gab´s Katzen ohne Ende. So viele auf einen Haufen hatten wir noch nicht gesehen. Ein kurzer Besuch der Moschee Hala Sultan Teke und der Hano war umzingelt von ihnen. Die Moschee ist „das“ Fotomotiv von Zypern und eine der wichtigsten heiligen Stätten des Islam (Grund: Eine Verwandte / Bekannte von Mohammed brach sich an der Stelle beim Sturz vom Maultier den Hals). In Larnaka hatten wir dann auf einen ähnlich schönen Stellplatz wie in Limassol gehofft. Die Uferpromenade war zwar schon da, aber Stellplätze Fehlanzeige. Der schließlich gefundene Parkplatz lag zwar strategisch gut, hatte aber nicht unbedingt zum Übernachten eingeladen. Ein kurzer Stadtrundgang machte uns auch sehr schnell deutlich, dass wir uns hier nicht zwingend länger aufhalten müssen. Larnaka war schon okay, aber eben auch nicht besonders toll. Und trotzdem war klar, wir kommen wieder – zumindest für eine Nacht. Ein Plakat machte Werbung für ein bevorstehendes Streetart Festival. Das wäre doch mal eine schöne Abwechslung. Aber wo jetzt erst mal die Nacht verbringen? Oberhalb von Larnaka sollte es einen Picknickplatz geben. Blöd nur, dass wir den nicht gefunden hatten und es mittlerweile dunkel wurde. Nach etlichem Rumgegurke über Feldwege sind wir dann einfach irgendwo stehen geblieben. Das reichte. Wiederum sollte das aber auch schon mal ein kurzer Vorgeschmack auf die kommende Stellplatzsituation werden. Irgendjemand in der Wallachei meinte, er muss die Polizei verständigen. Na gut, die hatten nur geguckt, aber blöd war´s schon.

Am nächsten Morgen schnell gefrühstückt, die Hühner gesattelt und dann weiter nach Potamos Liopetriou, einem Fischerhafen. Ein kleines Stückchen weiter entlang der Holperpiste gelangten wir dann auch an einen schönen langgezogene Strand. Wenn das mal kein prima Stellplatz ist! Also auf zum Feuerholz sammeln und dann ein lauschiges Lagerfeuer geschürt. Nach einer erholsamen Nacht konnte es weitergehen. Die kleine Kapelle Agia Thekla mit einer uralten Höhlenkirche lag genau auf unserem Weg nach Deryneia. Im dortigen Kulturzentrum gab´s einen Film über das Zypernproblem zu sehen, insbesondere über Famagusta bzw. die Geisterstadt Varosha. Das ganze aus griechisch-zypriotischer Sichtweise und die wollten wir, nachdem wir ja schon einen Blick auf Varosha von Nordzypern aus geworfen hatten, unbedingt kennenlernen. Es konnten sich außerdem noch Feldstecher ausgeliehen werden, mit denen man vom Dach aus auf die Geisterstadt gucken konnte. Zu Varosha hatten wir ja schon ausführlich im Nordzypern-Blog geschrieben. Wer mehr lesen will, den verweisen wir dahin, wo sich auch ein interessanter Link mit Bildmaterial befindet. Jetzt schnell noch einen Abstecher zur Touri-Hochburg Agia Napa gemacht – auch wenn es nur wegen des dortigen Hard Rock Cafes war. Wenn man so einen sammelwütigen Daddy hat, kann man unmöglich am Rock Shop vorbeifahren, ohne einen Gitarren-Pin und ein T-Shirt zu erstehen... Praktischerweise lag das Kloster Agia Napa genau gegenüber, sodass wir uns das gleich noch mit angesehen haben.

 

Kap Greko, ein Nationalpark mit gewaltigen Felsformationen und Wanderwegen, wurde von uns als nächstes angesteuert. Zwei Nächte waren geplant und aufgrund des schönen Stellplatzes mit Blick auf´s Meer schon fast zu kurz. Am nächsten Tag also reingeschlüpft in die Wanderschuhe und losmarschiert. Ein perfekter Tag: Die Natur herrlich, Sonne pur und immer wieder tolle Blicke über´s Meer. Wenn da nicht noch das Streetart Festival in Larnaka auf uns warten würde... Straßenkunst ist uns auf Zypern – in Nord wie in Süd – schon oft begegnet. Und wir meinen da nicht irgendwelche Schmierereien, wie man sie in Deutschland so oft sieht. Wahre Kunstwerke. Und nein, das konnten wir uns jetzt wirklich nicht entgehen lassen. Aus diesem Grund haben wir die Straßenkunst auf einem extra kleinen Film festgehalten, der hier folgt...

Kennwort zum Film angucken:   Cyprus

Nur der Stellplatz in Larnaka machte uns noch Sorgen. Aber diesmal hatten wir mehr Glück, auf einem Parkplatz unweit des Salzsees konnten wir unbehelligt stehen und zu Fuß in die Stadt laufen. Das Festival fand zum ersten mal statt und man hat sich redlich Mühe gegeben. Eine kleine Straße wurde gesperrt, es gab ein paar Buden und man konnte den Künstlern über die Schulter schauen. Die Dana wurde dann auch gleich zur „Künstlerin“ erklärt? Warum auch immer – kann sie doch nicht mal ein Strichmännchen malen. Es war zwar nicht der große Rummel, aber nett und noch viel netter wurde es, als wir eine tolle Musikkneipe entdeckten.

 

Es sollte aber noch viel mehr Kunst & Kultur auf dem Programm stehen und zwar in Paphos. Das war die Kulturhauptstadt Europas 2017 und es galt – rechtzeitig vor Jahresende – noch nach Paphos zu kommen, um einige Ausstellungen und Events mitzunehmen. Außerdem stand ein Wiedersehen mit den „Bullis“ (Wiebke, Jojo & Kjell) an. Auf dem eingeschobenen Stopp in Limassol wurde noch Frank´s Handy abgeholt und hurra, es war repariert! Wer hätte das gedacht? Gut, dass wir genau „den“ Handyshop gefunden haben. Und noch besser, dass wir deren Visitenkarte mitgenommen haben. Das Display sollte kurz drauf wieder kaputtgehen, aber mit der Adresse in der Tasche: halb so wild. Ts, ts, ts => Frank, das Schusselchen!

 

Gut, dass wir die ganze Küste Südzyperns bis Paphos bereits gemacht hatten. Paphos sollte uns dann nämlich aus vielerlei Gründen nicht mehr loslassen. Zunächst natürlich die Ausstellungen & Events, welche immer mit ein paar Tagen Versatz stattfanden. So hatte es sich nie gelohnt, sich groß aus dem Dunstkreis von Paphos zu bewegen. Die meisten Ausstellungen waren sehr sehenswert, ein paar wenige hätten wir uns aber auch sparen können. Für den Abschlussevent am 30.12. hatte sich Paphos dann aber ordentlich ins Zeug gelegt. Ein tolles Bühnenbild gab den passenden Rahmen für die vielen verschiedenen Musiker. Und am Ende durfte das große Feuerwerk nicht fehlen. Das war auch gut so, denn an Silvester war von Feuerwerk keine Spur. Das hatte uns aber auch nicht groß gestört. Mit Glühwein in der Hand wurde standesgemäß Dinner for One im Heimkino geguckt und dann weiter in ein Englisches Pub mit Livemusik gezogen. Prosit 2018! Es wäre jetzt falsch zu behaupten, Paphos hätte uns nicht gefallen. Das touristische Kato Paphos (also unteres Paphos) mit der schönen Hafenpromenade und vor allem dem Teufelsgeiger mit dem Song „Despacito“ werden wir wohl nie vergessen. Den hatten wir unweigerlich von unserem Dauerstellplatz hören müssen und er hat uns mit seinem sagenhaften Repertoire von drei Liedern so ziemlich den letzten Nerv geraubt. Pano Paphos (also das obere Paphos) hätte uns grundsätzlich besser gefallen, hatte es doch Charme wegen der teils restaurierten / teils verfallenen Altstadt. Aber ohne vernünftigen Stellplatz nützte der ganze Charme nichts. Und ob der Charme in dieser Form so gewünscht wurde, bleibt auch in Frage gestellt. Die Restaurierungen hatten vor dem Kulturhauptstadtjahr begonnen und sollten wohl passend zu dessen Beginn abgeschlossen sein. Nun ja, begonnen hat es 2017 und 2018 war immer noch nicht alles fertig und zum Teil Kulturstätten noch gar nicht eröffnet. Huijuijui, wie so ein Jahr doch schnell vorbeigehen kann. Peinlich ist es allemal. Aber da müssen wir uns als Deutsche selber an die Nase greifen, siehe Flughafen Berlin oder Stuttgart 21.

Während unserer Zeit rund um Paphos, wurde es dann leider auch mit den Stellmöglichkeiten sehr unentspannt. Der Stellplatz in Kato Paphos wurde um den Jahreswechsel immer frequentierter, sodass wir uns tagsüber irgendwie verkrümeln mussten. In Pano Paphos wurden wir von der Polizei weitergeschickt, am nahegelegenen Schiffswrack von der Polizei komisch beäugt, an einem Picknickplatz von der Forstverwaltung verjagt und am nächsten von einem, der sich offensichtlich verantwortlich fühlte, blöd angequatscht. Nun muss man sagen, dass wir – selbst wenn wir gewollt hätten – gar keine offiziellen Campingplätze in den einzelnen Regionen aufsuchen konnten. Es gibt nämlich nur vier: das Govener´s Beach Camp, auf dem wir ja schon campierten und drei weitere, die geschlossen waren. Was also tun? Solche Erfahrungen hatten wir bislang noch nicht und das strapazierte die Nerven ordentlich, zumal uns ja noch einige Zeit auf Zypern bevorstand. Und da kommt jetzt Polis mit dem Bad der Aphrodite ins Spiel. Wir können echt sagen, dass der Platz unseren Aufenthalt gerettet und uns mit Südzypern versöhnt hat.

Der Platz wurde auf einer Tour von den „Bulli“s entdeckt und dann natürlich von uns kurz darauf genauer in Augenschein genommen. Die Lage einfach traumhaft: ein großes Gelände, welches sich über ein Plateau bis zum Meer erstreckte. Dahinter der Nationalpark Akamas und über das Meer hinweg bis auf Polis geblickt. Auf dem Gelände standen wahllos verteilt etliche Wohnanhänger, die zum Teil einen sehr ausrangierten Eindruck machten. Von einem „parzellierten“ Campingplatz konnte nicht die Rede sein; eher so ein Hippie-Dippie-Ding. Nach der ersten Nacht irgendwo zwischen den Anhängern wurde eine Runde gedreht. Die angetroffene russische Wandergruppe wurde direkt interviewt, wen man zwecks Campen kontaktieren müsste. Die Antwort: Niemand – jeder kann hier stehen. Echt? Ist ja zu schön um wahr zu sein! Sofort wurde ein besserer Platz auf dem Gelände ausgekundschaftet und sich häuslich eingerichtet. Ein paar Tage später wurde ein eintreffender Nachbar nochmals genauer zu dem Gelände befragt. Wir wollten nach den letzten Erfahrungen wirklich nicht noch mal anecken. Er meinte dazu, dass das Gelände Niemandsland sei und von seinem Freund vor rund 30 Jahren entdeckt wurde. Ein Künstler, den wir auch noch kennenlernen sollten und der als Erster seinen Anhänger samt zusammengeschusterten Anbau da aufgebaut hatte. Wie wir von ihm erfahren hatten, gehört das Land wohl einem unbekannten türkischen Zyprioten, der bislang keinen Anspruch darauf erhoben hat. Somit kann weder ein Investor noch der Staat über dieses Land verfügen. Es liegt also brach und wurde nach & nach von immer mehr Wohnanhängern bevölkert. Mei, was für ein Glück! Danke lieber Unbekannter! Wir hatten endlich den Platz gefunden, wo wir einfach nur „sein“ konnten. Die „Bullis“ sind dann auch noch dazugestoßen und damit war alles perfekt. Mitten im Grünen, die Natur und das Meer rundherum, eine Ziegenherde täglich zu Besuch, Ruhe und niemand, der sich an uns störte. War klar, hier würden wir so schnell nicht mehr wegkommen. Leider mussten wir dann irgendwann schweren Herzens Wiebke, Jojo, Kjell und den Hundezuwachs Erica zum x-ten Mal, aber diesmal für endgültig, verabschieden. Wir wiederum konnten / mussten uns vom Hippie-Camp noch nicht trennen. Die Abfahrt von dort wurde bis zum spätesten Termin herausgezögert und jede Minute in vollen Zügen genossen. Nach 46 (!) Nächten – mit Unterbrechungen – beim Bad der Aphrodite wäre es eine Schande gewesen, davon wegzufahren, ohne ebendieses Bad zu besichtigen. Andere fahren kreuz und quer über die Insel, um es sich anzugucken und wir stehen direkt um die Ecke. Wie peinlich wäre das denn! Kurzum, wir konnten nicht weg, bevor wir uns den Tümpel nicht angeguckt hatten. Also husch, husch am vorletzten Tag auf zum Bad der Aphrodite. Besser spät als nie. Da kann man mal sehen, wie herrlich der Hippie-Platz uns entschleunigt hat.

 

Aber irgendwann kam sie doch noch, die Abfahrt. Ganz wehmütig machten wir uns auf die Socken. Damit es nicht gar so traurig wurde, hatten wir noch eine Nacht in Limassol eingeschoben. Hier wollten wir nett nepalesische Momos essen und für den nächsten Morgen waren wir zum Frühstück verabredet. Das war schön, den Jens, den wir im Dezember in Limassol kennengelernt hatten, dort wiederzutreffen. Jetzt wo die Ausreise aus Südzypern unweigerlich näher rückte, war es ganz komisch und wir hatten echt keinen „Drive“ weiterzureisen. Es war, als würde ein Urlaub zu Ende gehen und wir müssten nun nach Hause. Das ist natürlich Quatsch, das müssen wir ja nicht und die Reise geht weiter. Ach, wir wissen es auch nicht so genau, was da los war. Es standen auch noch etliche Erledigungen in Nicosia an und der Grenzübertritt musste ebenfalls noch geschafft werden. Vielleicht war es auch einfach der Horror davor, den selbst der ruhige & grüne Stellplatz in Nicosia nicht wettmachen konnte.

An Frank´s Geburtstag wurde also die Grenze überfahren und – wahrscheinlich als sein Geburtstagsgeschenk – das völlig ohne Probleme. Jetzt standen wir also auf unserem Stammplatz in Nicosia; nur eben im Norden. Dass es an der Grenze so schnell gehen würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Umso besser: Jetzt blieb mehr Zeit, um durch die Gassen des türkischen Teils von Nicosia zu bummeln. Dabei wurde die wahrscheinlich netteste Kneipe der Altstadt gefunden und am Ende noch lecker Falafel gegessen. Ein rundum gelungener Tag also. Den griechischen Teil der Altstadt wollten wir aber auch nicht auslassen und so stand der für den nächsten Tag auf dem Programm. Also wieder über die Grenze, aber diesmal über den Fußgängerübergang der Altstadt. Es sind gerade mal ein paar Meter zu Fuß, der Unterschied ist aber krass. Eine Stadt – zwei komplett verschiedene Welten. Gerade vom griechischen Teil kommt man sehr nah an die Grenze heran und kann immer wieder Blicke in verlassene Häuserschluchten und darüber hinaus in den türkischen Teil werfen. Das Ganze mit Ölfässern, Stacheldraht, Überwachungskameras und Wachposten gesichert. Sehr beklemmend, gerade wenn man an unsere deutsche Geschichte und an Ost- und Westberlin denkt. Wir hatten auch noch mal kurz darüber nachgedacht, am nächsten Tag wieder über die Grenze zu marschieren, um uns einer Stadtführung auf der griechischen Seite anzuschließen. Der Plan wurde aber schnell auf Eis gelegt. Beim Grenzübertritt mit dem Hano wurden uns am Vortag drei Monate in Nordzypern zugebilligt, am nächsten Tag beim Grenzübertritt in der Altstadt war es plötzlich nur einer. Wir hatten dann auch nicht rumdiskutiert, ein Monat sollte reichen. Irgendwann muss es ja mal wirklich weitergehen! Aber das Risiko, was beim nächsten mal an der Grenze passiert, wollten wir dann auch nicht eingehen. Vielleicht meinen sie dann, dass die Brauns nun lange genug auf der Insel waren und sofort runter müssen... Und das wiederum wollten wir ja auch nicht :-)

 

Unser Resümee also nach über vier Monaten auf Zypern:

Es war mit Sicherheit eine gute Entscheidung, das Winterquartier auf Zypern aufzuschlagen. Innerhalb Europas hätten wir es klimatisch nicht besser haben können. Nachgerechnet sind wir vielleicht auf zehn sehr lausige Tage mit Dauerregen und / oder Sturm gekommen, bei denen wir nicht aus dem Hano krabbeln konnten. Alle anderen Tage ließen mindestens ein paar Stunden im Freien zu, auch wenn die Tage im Dezember / Januar sehr kurz wurden. Die fixe Idee, ein kuscheliges Apartment gemeinsam mit den „Bullis“ zu mieten, war recht schnell wieder vom Tisch. Das war einfach nicht unser Ziel und das Richtige für uns. Auch die Frage, ob uns nicht irgendwann die Langeweile auf der Insel überkommt, konnten wir sehr schnell mit nein beantworten. Der daraus resultierende Aktionismus mit „Wir fliegen nach Israel“ oder wir machen „Work and Travel“ wurde nach kurzer Diskussion direkt wieder verworfen. Also alles richtig gemacht!

Vielmehr hatten wir als unbeteiligte Reisende den Vorteil, beide Teile und deren schönen Seiten zu erleben. Der Norden hat uns mit seinem Flair und seinen netten Menschen sehr beeindruckt. Der Süden vor allem mit seiner wunderbaren Natur. Hier haben die Menschen ein viel besseres Verständnis für ihre Umwelt. Es wurden auch im Süden sehr nette Kontakte mit Einheimischen geknüpft – zugegebenermaßen mit anfänglichen Startschwierigkeiten – und der Abschied von dort fiel uns schlussendlich sehr schwer. Wir würden uns von Herzen für Zypern wünschen, dass irgendwann eine Einigung zustande käme, mit der beide Parteien in Zufriedenheit und Glück leben können.

 

Und last but not least: DANKE Wiebke, Jojo, Kjell & Erica für die tolle Zeit! Wir hatten viele schöne gemeinsame Stunden, aber auch einige Probleme zu meistern. Aber gemeinsam waren wir stark. Wir denken oft an Euch und werden unser gemeinsames Vierteljahr immer in Erinnerung behalten!

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Kommentare: 3
  • #1

    Voit Doris (Dienstag, 13 März 2018 15:50)

    Es sind wieder einzigartige Eindrücke und Reiseschilderungen an denen ich teilhaben kann. Allzeit gute Fahrt und den Hano eine gute Kondition.

  • #2

    Ingrid & Klaus (Montag, 19 März 2018 18:48)

    Vielen lieben Dank euch beiden, dass ihr uns daran teilhaben lasst. Weiter so und viel viel Spaß.

  • #3

    Murat (Montag, 02 April 2018 10:12)

    Wow, sehr schöne Videos und sehr schöner, ausführlicher Bericht. Neid...
    Will auch hin �