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Im Land des Feuers - Aserbaidschan

Kennwort zum Video-Gucken:   Azerbaijan

Es ist doch immer sehr aufregend, eine Grenze in ein neues Land zu passieren. Die Veränderungen sind meist schon direkt nach der Grenze spürbar. Klar, die Währung ändert sich. Aber auch der Baustil, die Mentalität der Menschen und und und. Aber auch der Grenzübertritt an sich ist immer spannend, was nicht unbedingt positiv sein muss. Jedenfalls nicht in diesem Fall. Zunächst wurde uns noch auf georgischer Seite ein Strafzettel verpasst. Wir hatten nur die Versicherung für den Hano verlängert und nicht für das Motorrad. Obgleich wir das Motorrad nicht von der Plattform runter genommen geschweige denn gefahren hatten, wurde uns der Strafzettel aufs Auge gedrückt. Scheinbar galt es eine Quote zu erfüllen. Dank Antikorruptionsgesetz war es nicht möglich, die Strafe gleich vor Ort zu bezahlen. Vielmehr hätten wir zurück in den nächsten Ort fahren müssen. Logischerweise hatten wir darauf aber so gar keine Lust. Gut, dass wir die Grenze nach Aserbaidschan trotzdem passieren konnten. Da wollen wir es doch mal drauf ankommen lassen...

Mit dem Motorrad war es in der Vergangenheit an den Grenzen schon immer ein Drama. Irgendwie weiß niemand, wie mit einem Fahrzeug umgegangen werden soll, das nicht aktiv über die Grenze gefahren wird. Lösungen wurden immer gefunden, nur die Aserbaidschaner waren hier echt völlig stur. Vielleicht lag´s auch einfach daran, dass wir in unserem Reisepass kein Geld gelegt hatten? Das Motorrad sollte abgeladen, nach Georgien zurückgefahren und wieder mit uns besetzt nach Aserbaidschan gebracht werden. Was ein riesengroßer Mist. Zurück nach Georgien mit dem Strafzettel ging ja gar nicht. Also dem Grenzer erzählt, dass das Motorrad gerade kaputt ist und nicht anspringt. Half alles nichts; es musste runter. Blöderweise konnten wir es ja nun schlecht anlassen und haben zu schieben angefangen. Irgendwie hatte man dann doch Mitleid mit uns und wir mussten nur bis zum Grenzzaun und der dortigen Kamera schieben, damit man da das Kennzeichen erfassen könne. Der Sinn der Aktion erschließt sich uns bis heute nicht, da die Kamera nur frontal filmte und ein Motorrad-Kennzeichen ja bekanntlich hinten angebracht ist. Jedenfalls haben die jetzt tolle Aufnahmen von zwei doofen Touristen, die ihr Motorrad nach Aserbaidschan schieben. Ob´s wohl so was wie Versteckte Kamera bei denen gibt?

 

Der Start nach Aserbaidschan war also schon mal sehr holperig. Scheint doch was an den Reiseberichten dran zu sein, die besagen, dass die hiesige Polizei willkürlich & korrupt ist und man schon für die komischsten Dinge zur Kasse gebeten wird. Geschwindigkeitsüberschreitungen sind ja mit dem Hano kaum möglich, trotzdem haben wir mal lieber langsam gemacht und dann irgendwann in Zaqatala ohne großes Suchen an einem Park übernachtet. Bei der Besichtigung am nächsten Tag ist sofort aufgefallen, dass es wieder Teehäuser gibt und der Muezzin ruft. Vorgärten wie in Georgien gibt’s nicht. Die Häuser sind alle mit Mauern umfasst, die kaum einen Blick in den Innenhof erlauben. Und was auch sofort aufgefallen ist: die Gastfreundschaft & Neugierde der Leute. Was nun nicht heißt, dass die Georgier unfreundlich waren; nur eben sehr reserviert. Wir sind also wieder in einem islamischen Land angekommen, wobei von Kopftüchern wenig zu sehen war. Gut so, kommt im Iran ja noch früh genug.

Auf dem Weg nach Baku wurden einige Stopps und Übernachtungen eingelegt. Schließlich wollten wir ja auch was sehen. So zum Beispiel in Seki die Karawanserei & den toll restaurierten Khans Palast und bei Shamakhi die Überrreste der Yeddi Gumbaz Mausoleen. Landschaftlich hatte bis dahin alles ziemlich an Georgien erinnert: Sehr viel Grün, Flüsse, Seen & Wasserfälle, nur nicht ganz so bombastisch. Der Hano wurde mal wieder einen Berg hinauf gejagt und dort das schöne Panorama mit Blumenmeer auf Foto verewigt. Hätten wir es nicht selbst erlebt, würden wir nie glauben, wie schnell sich eine Landschaft verändern kann. Beim Runterfahren wurde es schon immer karger und nach ein paar Kilometern in der Ebene war dann kein Baum & Blümchen mehr in Sicht. Die totale Steppenlandschaft. Hatten wir in der Nacht davor noch an einem Bach mit sattem Grün rund herum übernachtet, was schnell klar, dass wir uns so einen Übernachtungsplatz jetzt abschminken konnten. Na gut, dann stellen wir uns halt an einen der zahlreichen Schlammvulkane. Das ist mal was anderes und da lässt es sich bestimmt auch gut schlafen...

Aber weit gefehlt! Von Schlaf konnte nicht die Rede sein. Nach der Besichtigung der blubbernden Schlammlöcher ist der Hano in Streik gegangen. Frank musste also mal wieder in die Arbeitsklamotte springen. Aber es half alles nichts, der Hano wollte sich einfach nicht regen und es wurde immer dunkler. Was hatten wir aber für ein Glück: Mitten in der Walachei kam ein PKW angefahren und raus sprang ein deutschsprachiger Aserbaidschaner, der in Baku bei Siemens arbeitet. Zufälle gibt es manchmal oder auch Schutzengel, ganz wie man es nimmt. Jedenfalls hat der nach etlichen Telefonaten einen „Evakuator“ und eine Schrauberadresse in Baku klar gemacht. Die Dana wurde mit Blinklichtern an der Hauptstraße abgesetzt und sollte den Abschlepper zum Hano lotsen, anders wäre der unmöglich auffindbar gewesen. Aber auch das hat geklappt und so sind wir unfreiwillig eine Nacht früher in Baku gelandet, genauer gesagt im Schrauberviertel mitten im Kreisverkehr. Egal, an Schlaf war eh kaum zu denken. Frank hat die ganze Nacht hin- & herüberlegt und am nächsten Tag war seine nächtliche Theorie schnell bestätigt. Unsere tollen und für die Reise angeschafften Qualitätsbatterien (sprich: eine nicht unbeträchtliche Investition) hatten einen Plattenschluss. Kurzum, sie waren jetzt Schrott. Den bestellten Schrauber konnten wir dann auch gleich wieder nach Hause schicken. Neue Batterien kaufen – das haben wir selbst hingekriegt. Georgiens Ruckelpisten hatten da sicher eine nicht unerhebliche Beteiligung und so entschlossen wir uns diesmal nicht für die Luxusvariante, sondern für eine Zwischenlösung. Die Straßen werden sicher auch in Zukunft keine arschglatten Landepisten sein.

Und so sind wir dann mit neuen Batterien ausgestattet auf der Formel1-Strecke ins Zentrum von Baku eingerollt. Für unsere Rennsemmel hätte es passender nicht sein können. Auch wenn wir die Formel1 um ein paar Tage verpasst hatten (na gut, hätte uns eh nicht interessiert), waren die ganzen Aufbauten noch da und die Stadt sichtbar im Rennfieber. Baku haben wir als sehr aufgeräumt & modern erlebt. Bestimmt hat de Formel1 einen Teil dazu beigetragen, aber sicher nicht wesentlich: Baku ist einfach so! Kohle scheint genug da zu sein, oder besser gesagt Gas & Öl. Verschiedene persönliche Umstände haben dazu geführt, dass wir in Baku knapp zwei Wochen verbrachten. Ebendiese Umstände hatten aber auch zur Folge, dass wir die Stadt gar nicht so genießen konnten – obwohl sie doch absolut sehenswert ist. Das für ein paar Tage gebuchte Hostel sollte uns ein bisschen Entspannung bringen. Aber wir hätten es ahnen können: Im Hano fühlen wir uns am wohlsten; das ist einfach unsere Welt.

Jetzt waren wir wieder im Reise- & Entdeckungsfieber. Also nix wie weiter zum Qobustan-Nationalpark, der mit einem tollen Museum & steinzeitlichen Felszeichnungen aufwartete. Wir durften auch gleich vor der Einfahrt unser Nachtlager aufschlagen; Nachtwache inklusive.

Wohl behütet und gut ausgeschlafen ging am Morgen die Fahrt zum nächsten Nationalpark, dem Shirvan, weiter. Hier gibt’s zwar keine Felszeichnungen, aber man soll auf Gazellen und jede Menge Vögel treffen. Und komische Vögel haben wir tatsächlich getroffen: Touristen, die nur zum Vogelbeobachten nach Aserbaidschan kommen; ausgestattet mit allerlei Hightech und in quasi einheitlicher Trekkingmontur. Klar, dass die meisten von denen Deutsche waren. Schon ein komisches Völkchen, die Ornithologen. Aber nett: Wir durften auch mal einen Blick durch ein Profi-Fernglas werfen, bevor die ganze Invasion wieder mit dem Bus davon gerauscht ist. Jetzt hatten wir die Rangerstation wieder für uns alleine – plus Ranger natürlich. Die nächste Invasion ließ aber nicht lange auf sich warten: Schwärme von Mücken. Kein Wunder, dass so viele Vögel hier rasten; bei dem Festschmaus. Uns blieb dann auch nichts anderes übrig, als zu rasten und uns unter das Moskitonetz für die Nacht zu verkriechen. Sonst wären wir auch zum Festschmaus und Teil der Nahrungskette geworden. Anmerkung der Redaktion: Frank möchte unbedingt noch erwähnt wissen, dass er außerdem einen Wolf und einen Hasen gesichtet hat.

Nicht genug der Nationalparks. Einen haben wir noch: den Hirkan und auch der wieder völlig anders, als die beiden Vorgänger. Wir hätten nicht erwartet, dass es südlicher in Richtung Iran wieder grüner wird; aber genauso ist es. Prima, so konnten wir noch mal einen Tag & eine Nacht am Fluss verbringen.

 

Das sollte eigentlich auch unsere letzte Nacht in Aserbaidschan sein. Irgendwie konnten wir uns aber nicht durchringen, gleich in den Iran weiterzureisen. Stattdessen haben wir noch eine Nacht in Astara mit Blick auf das Meer und auf die Grenze eingeschoben. Einerseits mussten unsere letzten Alkoholika noch vernichtet werden, andererseits war wohl auch der Respekt vor der Grenze und vor dem Land „Iran“ an sich ausschlaggebend. Wir mussten uns mental noch mal sammeln und tief durchatmen, bevor wir einen Teil unserer Grundrechte bei Grenzübertritt zurücklassen werden.

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Kommentare: 2
  • #1

    Monika und Jochen (Sonntag, 26 August 2018 18:33)

    Na endlich - gut, wieder etwas von Euch zu hören (bzw. zu lesen).

    Was der gute Hano so alles zu sehen kriegt - hätte der sich auch nicht träumen lassen.

    Alles Gute und weiterhin viel Glück.

  • #2

    Lili (Donnerstag, 20 September 2018 22:15)

    ... was für wunderschöne geniale tolle Bilder !!! Freue mich für euch.
    Alles weitere wieder ein andermal per Mail. Schicke euch tausend Küsschen aus Lichtental